Veröffentlicht am März 11, 2024

Echte nachhaltige Mode ist keine Frage des Materials, sondern eine bewusste Designentscheidung für den eigenen Stil und gegen die Fast-Fashion-Logik.

  • Der wahre Wandel beginnt mit einer „Garderoben-Architektur“ statt impulsivem Konsum, um mit weniger Teilen mehr Stil zu erreichen.
  • Greenwashing wird durch das Erkennen von Siegeln und die kritische Prüfung von Transparenzversprechen entlarvt, unterstützt durch Gesetze wie das deutsche Lieferkettengesetz.
  • Nachhaltigkeit ist ein 360°-Ansatz, der bewusste Pflege, Reparatur und die Wertschätzung von Second-Hand-Mode als erstklassige Stilquelle einschließt.

Empfehlung: Beginnen Sie nicht mit einem Kauf, sondern mit einem Audit. Nutzen Sie unseren Aktionsplan, um eine Marke kritisch zu prüfen, bevor Sie investieren.

Der Wunsch, sich nachhaltiger zu kleiden, ist bei vielen modebewussten Menschen in Deutschland längst angekommen. Doch der Weg dorthin ist gepflastert mit verwirrenden Labels, Greenwashing-Versprechen und dem Gefühl, zwischen Stil und Gewissen wählen zu müssen. Man greift zu einem T-Shirt aus Bio-Baumwolle und fragt sich: Ist das schon genug? Die schiere Flut an „conscious“ Kollektionen von Fast-Fashion-Giganten macht es fast unmöglich, echte Bemühungen von cleveren Marketingstrategien zu unterscheiden.

Die üblichen Ratschläge – „weniger kaufen“, „auf Siegel achten“ – sind zwar gut gemeint, bleiben aber oft an der Oberfläche. Sie adressieren nicht das Kernproblem: ein System, das auf ständigen Konsum und schnelle Trends ausgelegt ist. Doch was, wenn die wahre Revolution nicht im Kauf des „richtigen“ Produkts liegt, sondern in einer radikalen Veränderung unserer Herangehensweise? Was, wenn Nachhaltigkeit weniger eine Checkliste und mehr eine Designphilosophie für den eigenen Kleiderschrank ist?

Dieser Leitfaden geht bewusst einen Schritt weiter. Anstatt nur Produkte zu bewerten, fokussieren wir uns auf die Strategien und das Wissen, das Sie benötigen, um souveräne und stilvolle Entscheidungen zu treffen. Wir tauchen ein in die Architektur einer intelligenten Garderobe, entlarven die Mechanismen hinter Greenwashing und zeigen, wie Reparatur, Pflege und Second-Hand-Käufe zu einem integralen Bestandteil eines erstklassigen Stils werden. Es geht darum, die Kontrolle zurückzugewinnen – über den eigenen Stil, die eigene Garderobe und die eigene Verantwortung.

In den folgenden Abschnitten finden Sie praxisnahe Anleitungen und kritische Einblicke, die Ihnen helfen, einen nachhaltigen Modeweg zu beschreiten, der authentisch, stilvoll und vor allem realistisch ist. Entdecken Sie die Werkzeuge, um eine Garderobe aufzubauen, die nicht nur gut aussieht, sondern sich auch gut anfühlt.

Inhaltsverzeichnis: Jenseits von Bio-Baumwolle: Ein realistischer Leitfaden für nachhaltige Mode in Deutschland

Der Capsule-Wardrobe-Effekt: Wie Sie mit weniger Kleidung besser aussehen und nachhaltiger leben

Die Idee einer Capsule Wardrobe wird oft auf eine simple Formel reduziert: eine feste Anzahl von Kleidungsstücken pro Saison. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Es geht nicht um starre Regeln, sondern um eine bewusste Garderoben-Architektur. Statt passiv Trends zu konsumieren, gestalten Sie aktiv eine Kollektion von Teilen, die Ihren persönlichen Stil perfekt widerspiegeln und unendlich kombinierbar sind. Das Ergebnis ist nicht Verzicht, sondern Befreiung: weniger Entscheidungsstress am Morgen, mehr Klarheit über den eigenen Stil und das Ende von Impulskäufen, die ungetragen im Schrank enden.

Der durchschnittliche Deutsche besitzt bereits eine überwältigende Menge an Kleidung. Eine Greenpeace-Studie ergab, dass jeder Erwachsene in Deutschland durchschnittlich 95 Kleidungsstücke besitzt, Socken und Unterwäsche nicht mitgerechnet. Ein großer Teil davon wird selten oder nie getragen. Hier setzt der Capsule-Effekt an: Indem Sie sich auf hochwertige, vielseitige und geliebte Stücke konzentrieren, maximieren Sie den Nutzen jedes einzelnen Teils. Qualität ersetzt Quantität, und die Wertschätzung für jedes Kleidungsstück steigt.

Der Weg dorthin ist ein Prozess der Kuration. Er beginnt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Was tragen Sie wirklich gern? Welche Farben und Schnitte schmeicheln Ihnen? Welche Teile erzählen Ihre Geschichte? Eine gut durchdachte Capsule Wardrobe ist ein Spiegel Ihrer Persönlichkeit, kein modisches Diktat. Sie gibt Ihnen die Freiheit, mit wenigen, aber gezielt ausgewählten Elementen unzählige Looks zu kreieren und dabei wertvolle Ressourcen zu schonen.

Die Wahrheit über Greenwashing: Wie Sie echte nachhaltige Modemarken in Deutschland erkennen

„Nachhaltig“, „conscious“, „eco-friendly“ – diese Begriffe sind im Marketing allgegenwärtig, aber oft inhaltsleer. Greenwashing ist die Praxis, bei der Unternehmen sich durch vage oder irreführende Angaben ein umweltfreundliches Image verleihen, ohne dass tiefgreifende, strukturelle Veränderungen stattfinden. Für Konsumenten in Deutschland wird es dadurch immer schwieriger, echte Nachhaltigkeit von reiner Fassade zu unterscheiden. Der Schlüssel liegt darin, über die Marketing-Schlagworte hinauszuschauen und nach handfesten Beweisen zu fragen.

Eine erste Orientierung bieten anerkannte Siegel. Im Gegensatz zu markeneigenen Fantasielabels unterliegen Zertifikate wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder IVN Best strengen, unabhängigen Kontrollen, die sowohl ökologische als auch soziale Kriterien umfassen. Auch staatliche Initiativen gewinnen an Bedeutung. So wurden beispielsweise von den Verbrauchern bisher mehr als 425 Millionen Textilien mit dem Grünen Knopf gekauft, einem Metasiegel, das sowohl das Produkt als auch das gesamte Unternehmen prüft.

Verschiedene Nachhaltigkeitssiegel für Mode auf natürlichen Textilien

Doch selbst Siegel sind kein Allheilmittel. Echte Transparenz geht weiter. Eine wirklich nachhaltige Marke kommuniziert offen über ihre gesamte Lieferkette, nennt ihre Produktionsstätten und scheut sich nicht, auch über Herausforderungen zu sprechen. Vage Formulierungen wie „aus besseren Materialien“ sollten Sie skeptisch machen. Fragen Sie stattdessen: Welche Materialien genau? Woher stammen sie? Wer hat dieses Kleidungsstück unter welchen Bedingungen gefertigt?

Aktionsplan: Echte nachhaltige Marken erkennen

  1. Kontaktpunkte analysieren: Wo genau behauptet die Marke, nachhaltig zu sein? (z. B. auf der Produktseite, in der „Über uns“-Sektion, auf Social Media).
  2. Beweise sammeln: Welche konkreten Nachweise liefert die Marke für ihre Behauptungen? (z. B. gültige Zertifikate, detaillierte Transparenzberichte, Namen von Lieferanten).
  3. Kohärenz prüfen: Steht das Geschäftsmodell im Widerspruch zu den Nachhaltigkeitsversprechen? (z. B. eine Marke, die wöchentlich neue Kollektionen herausbringt und gleichzeitig zu „bewusstem Konsum“ aufruft).
  4. Sprache bewerten: Nutzt die Marke spezifische, messbare Fakten (z. B. „75 % recyceltes Polyester“) oder generische, ungeschützte Begriffe wie „umweltbewusst“ oder „grün“?
  5. Lücken identifizieren und nachfragen: Welche Informationen fehlen? Kontaktieren Sie den Kundenservice und fragen Sie gezielt nach (z. B. nach den Maßnahmen zur Einhaltung des Lieferkettengesetzes).

Second Hand, aber First Class: Der Guide zum stilvollen Kauf von gebrauchter Kleidung

Die Zeiten, in denen nachhaltige Mode als ‚langweilig‘ und ‚öko‘ abgestempelt wurde, sind definitiv vorbei!

– Yannick von Rethinknation, Monda Magazin Interview

Second-Hand-Mode hat ihr angestaubtes Image längst abgelegt und ist zu einer der intelligentesten und stilvollsten Formen des nachhaltigen Konsums geworden. Es geht nicht mehr um muffige Kleiderkammern, sondern um kuratierte Online-Plattformen, stilvolle Vintage-Boutiquen und die Jagd nach einzigartigen Schätzen, die eine Geschichte erzählen. Der Kauf von gebrauchter Kleidung ist ein aktiver Protest gegen die Wegwerfmentalität der Fast Fashion und eine Hommage an zeitloses Design und handwerkliche Qualität.

Der Reiz von Second Hand liegt in der Einzigartigkeit. Anstatt die gleichen Trendteile zu tragen wie alle anderen, haben Sie die Möglichkeit, wahre Unikate zu finden – von hochwertigen Designermänteln aus vergangenen Saisons bis hin zu perfekt sitzenden Jeans, die bereits die ideale Passform haben. Dieser Ansatz fördert eine Stil-Integrität, die sich von kurzlebigen Hypes löst und auf langlebige, charakterstarke Stücke setzt. Zudem ist es die ressourcenschonendste Art, die eigene Garderobe zu ergänzen, da keine neuen Rohstoffe verbraucht oder Produktionsprozesse angestoßen werden müssen.

Für einen erfolgreichen Second-Hand-Kauf sind ein geschultes Auge und etwas Geduld gefragt. Konzentrieren Sie sich auf hochwertige Materialien wie Wolle, Seide, Leinen oder Leder, die auch nach Jahren noch gut aussehen. Überprüfen Sie Nähte, Knöpfe und Reißverschlüsse sorgfältig. Ein kleiner Mangel ist oft kein Hinderungsgrund, sondern eine Gelegenheit zur Reparatur. Viele spezialisierte Geschäfte und Online-Händler in Deutschland bieten zudem geprüfte und aufbereitete Ware an, was das Risiko eines Fehlkaufs minimiert und ein erstklassiges Einkaufserlebnis garantiert.

Reparieren statt wegwerfen: Grundlegende Tipps zur Pflege und Reparatur Ihrer Lieblingsstücke

In einer Welt der Wegwerfmode ist die Entscheidung, ein Kleidungsstück zu reparieren, ein kleiner Akt der Rebellion. Es ist die bewusste Entscheidung, den Wert eines Objekts anzuerkennen, das mit Sorgfalt hergestellt wurde. Die Pflege und Reparatur der eigenen Garderobe verlängert nicht nur die Lebensdauer Ihrer Lieblingsteile drastisch, sondern vertieft auch die persönliche Beziehung zu ihnen. Ein geflickter Pullover oder eine Hose mit einem sichtbaren Patch wird zu einem einzigartigen Stück mit Geschichte – ein Konzept, das im Kontrast zur uniformen Ästhetik der Massenproduktion steht.

Die Grundlagen der Reparatur sind einfacher zu erlernen, als viele denken. Einen Knopf anzunähen, ein kleines Loch zu stopfen oder einen Saum zu flicken, sind Fähigkeiten, die mit wenigen Handgriffen und einfachen Werkzeugen gemeistert werden können. Zahlreiche Online-Tutorials und lokale Workshops in deutschen Städten bieten hierfür Hilfestellung. Die Praxis des „Visible Mending“ (sichtbares Flicken) hat sich sogar zu einer eigenen Kunstform entwickelt, bei der die Reparaturstelle stolz als Designelement präsentiert wird.

Darüber hinaus ist es wichtig, seine Rechte als Verbraucher in Deutschland zu kennen. Bei Mängeln, die kurz nach dem Kauf auftreten, haben Sie oft einen Anspruch auf Nachbesserung. Die gesetzliche Gewährleistung bietet hier einen wichtigen Hebel, den Sie nutzen sollten. Folgende Schritte sind dabei entscheidend:

  • Nutzen Sie die zweijährige gesetzliche Gewährleistung für Reparaturen bei Mängeln, die bereits beim Kauf bestanden.
  • Dokumentieren Sie den Mangel umgehend mit Fotos und bewahren Sie den Kaufbeleg auf.
  • Kontaktieren Sie immer zuerst den Händler, bei dem Sie das Produkt gekauft haben, nicht direkt den Hersteller.
  • Fordern Sie schriftlich (am besten per E-Mail) eine Nachbesserung (Reparatur) oder eine Ersatzlieferung.
  • Sollte der Händler die Forderung ablehnen, kann die Kontaktaufnahme mit einer Verbraucherzentrale der nächste Schritt sein.

Faire Arbeitsbedingungen: Warum Nachhaltigkeit mehr als nur das Material betrifft

Ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle ist ein guter Anfang, aber es erzählt nur die halbe Geschichte. Echte Nachhaltigkeit ist untrennbar mit sozialer Verantwortung verbunden. Sie stellt die Frage: Wer hat meine Kleidung hergestellt und unter welchen Bedingungen? Die Modeindustrie ist eine globale Wertschöpfungskette, an deren Anfang oft Menschen in Ländern mit niedrigen Löhnen und mangelhaften Arbeitsschutzstandards stehen. Faire Löhne, sichere Arbeitsplätze und das Recht auf gewerkschaftliche Organisation sind daher keine optionalen Extras, sondern das Fundament ethischer Mode.

Hände arbeiten mit natürlichen Stoffen in hellem Arbeitsraum

In Deutschland wurde die unternehmerische Verantwortung durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) gesetzlich verankert. Seit 2024 verpflichtet dieses Gesetz Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern, menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken in ihren Lieferketten zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr systemischer Verantwortung und zwingt große Modekonzerne, genauer hinzusehen. Als Konsument können Sie Marken direkt fragen, wie sie die Einhaltung des LkSG in ihren Lieferketten sicherstellen.

Fallbeispiel: Die Kampagne für Saubere Kleidung und das deutsche Lieferkettengesetz

Die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) setzt sich seit Jahren aktiv für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in der globalen Textilindustrie ein. Durch ihre unermüdliche Lobbyarbeit und öffentliche Aufklärung hat die Organisation maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Missstände zu schärfen. Mit der Einführung des deutschen Lieferkettengesetzes wurde eine ihrer zentralen Forderungen teilweise erfüllt: Erstmals wurden verbindliche Sorgfaltspflichten für große deutsche Unternehmen wie Adidas und Hugo Boss gesetzlich festgeschrieben. Dies zwingt die Konzerne, Verantwortung für ihre gesamte Lieferkette zu übernehmen und schafft eine rechtliche Grundlage, um sie bei Verstößen zur Rechenschaft zu ziehen.

Neben gesetzlichen Regelungen bieten auch hier Siegel wie GOTS oder die Zertifizierung durch die Fair Wear Foundation eine wichtige Orientierung, da sie die Einhaltung strenger Sozialstandards entlang der Produktionskette überprüfen. Nachhaltigkeit bedeutet, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu betrachten – vom Feld bis zum fertigen Kleidungsstück und den Menschen, die es hergestellt haben.

Clean Beauty: Was steckt hinter dem Trend und welche deutschen Marken sind wirklich sauber?

Die Philosophie des bewussten Konsums endet nicht beim Kleiderschrank. Sie erstreckt sich ganz natürlich auf das Badezimmer, wo der Trend zur „Clean Beauty“ eine ähnliche Revolution auslöst wie Fair Fashion in der Mode. Der Kerngedanke ist identisch: Transparenz, ungiftige Inhaltsstoffe und ein respektvoller Umgang mit Mensch und Natur. Clean Beauty bedeutet, auf potenziell schädliche Substanzen wie Parabene, Phthalate, Sulfate und synthetische Duftstoffe zu verzichten und stattdessen auf wirksame, pflanzliche und unbedenkliche Alternativen zu setzen.

Wie in der Mode ist auch hier der Begriff „clean“ nicht geschützt, was Greenwashing Tür und Tor öffnet. Echte Clean-Beauty-Marken zeichnen sich durch vollständige Transparenz aus. Sie legen ihre INCI-Listen (die internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) offen und erklären, warum sie bestimmte Inhaltsstoffe verwenden – und vor allem, warum sie auf andere verzichten. Zertifizierungen wie NATRUE oder BDIH/COSMOS bieten hier eine verlässliche Orientierung für kontrollierte Naturkosmetik.

Deutschland hat sich zu einem Hotspot für innovative Clean-Beauty-Marken entwickelt, die oft auf die Kraft lokaler, heimischer Inhaltsstoffe setzen. Anstatt auf exotische Pflanzen vom anderen Ende der Welt zurückzugreifen, nutzen sie die Schätze der heimischen Natur: beruhigende Kamille aus Thüringen, antioxidativen Traubenkernextrakt von der Mosel oder zellschützenden Sanddorn von der Ostseeküste. Dieser Fokus auf Regionalität verkürzt nicht nur die Transportwege, sondern stärkt auch die lokale Landwirtschaft und sorgt für maximale Frische und Wirksamkeit der Produkte.

Leave No Trace: Die sieben Prinzipien für verantwortungsvolles Verhalten in der Natur

Der bewusste Umgang mit unseren Ressourcen findet seine Fortsetzung in der Natur. Der „Leave No Trace“-Gedanke, der ursprünglich aus der Outdoor-Bewegung stammt, lässt sich perfekt auf den Lebenszyklus unserer Kleidung übertragen – insbesondere bei Funktions- und Sportbekleidung. Eines der größten unsichtbaren Probleme ist Mikroplastik, das sich bei jedem Waschgang aus synthetischen Stoffen wie Polyester, Fleece oder Nylon löst und in unsere Gewässer gelangt.

Mikroplastik aus Fleece- und Funktionskleidung belastet deutsche Flüsse und Böden erheblich. Waschmethoden wie der Guppyfriend-Waschbeutel können die Freisetzung von Mikroplastik um bis zu 86% reduzieren, wie Studien zeigen.

Verantwortungsvolles Verhalten bedeutet hier, den Kreislauf an der Quelle zu unterbrechen. Dies beginnt bei der Kaufentscheidung und setzt sich bei der Pflege fort. Für Outdoor-Aktivitäten in deutschen Nationalparks oder den Alpen gibt es mittlerweile hervorragende Alternativen zu konventioneller Funktionskleidung. Marken setzen vermehrt auf PFC-freie Imprägnierungen, um die Umwelt nicht mit persistenten Chemikalien zu belasten. Naturfasern wie Merino-Wolle erleben eine Renaissance, da sie temperaturregulierend, geruchsneutral und biologisch abbaubar sind – eine leistungsstarke Alternative zu synthetischen Baselayern.

Die Pflege spielt eine ebenso wichtige Rolle. Funktionskleidung sollte nur bei wirklicher Notwendigkeit und bei niedrigen Temperaturen gewaschen werden. Spezielle Waschbeutel, die Mikroplastikfasern filtern, sind eine einfache und effektive Maßnahme, um die Umweltbelastung zu minimieren. Viele deutsche Outdoor-Marken gehen zudem einen Schritt weiter, indem sie lebenslange Garantien und Reparaturservices anbieten oder Rücknahmesysteme für alte Produkte etabliert haben, um diese fachgerecht zu recyceln. Hier sind einige Tipps für eine nachhaltigere Outdoor-Garderobe:

  • Wählen Sie PFC-freie Jacken für wasserdichte Eigenschaften ohne langlebige Umweltbelastung.
  • Investieren Sie in Merino-Wolle statt synthetische Materialien für Geruchsneutralität und biologische Abbaubarkeit.
  • Nutzen Sie Reparatur-Services deutscher Outdoor-Marken, oft mit lebenslanger Garantie.
  • Waschen Sie Funktionskleidung nur bei Bedarf und idealerweise mit einem Mikroplastik-Filterbeutel.
  • Bevorzugen Sie deutsche Marken, die transparente Rücknahme- und Recyclingsysteme anbieten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Garderoben-Architektur: Gestalten Sie Ihren Stil aktiv mit weniger, aber besseren Stücken, anstatt passiv Trends zu folgen.
  • Kritische Wachsamkeit: Verlassen Sie sich nicht auf Marketing-Begriffe. Prüfen Sie Siegel, fordern Sie Transparenz und hinterfragen Sie die gesamte Lieferkette.
  • 360°-Nachhaltigkeit: Echte Nachhaltigkeit umfasst den gesamten Lebenszyklus – von fairen Arbeitsbedingungen über bewusste Pflege und Reparatur bis hin zum Recycling.

Mehr als nur Fassade: Wie bewusste Schönheitsrituale Ihr Wohlbefinden steigern

Wir müssen nicht nur Mutter Natur und die Tiere schützen, sondern auch uns selbst.

– Charlotte Weise, YouTube-Kanal über nachhaltiges Leben

Der Weg zu einem nachhaltigeren Lebensstil ist eng mit dem Konzept der Achtsamkeit verknüpft. Es geht darum, bewusste Entscheidungen zu treffen, die nicht nur gut für den Planeten, sondern auch für unser eigenes Wohlbefinden sind. Diese Philosophie der Konsum-Achtsamkeit lässt sich vom Kleiderschrank auf Schönheitsrituale übertragen. Es ist eine Abkehr von der schnellen, oberflächlichen Befriedigung hin zu einer tieferen, sinnlichen Erfahrung, die Körper und Geist nährt.

Ein bewusstes Schönheitsritual ist mehr als das Auftragen eines Produkts. Es ist ein Moment des Innehaltens, der Selbstfürsorge. Statt sich morgens gehetzt fertig zu machen, kann die Pflegeroutine zu einer meditativen Praxis werden. Das bewusste Einmassieren eines Gesichtsöls, das Genießen des Duftes einer natürlichen Creme oder das Trockenbürsten des Körpers werden zu Ankern im Alltag, die Stress reduzieren und die Verbindung zum eigenen Körper stärken.

Diese Achtsamkeit erstreckt sich auch auf unseren digitalen Konsum. So wie Fast Fashion uns mit immer neuen Trends unter Druck setzt, tut es die Beauty- und Modeindustrie auf Social Media. Ein „digitaler Detox“ kann hier Wunder wirken und das eigene Wohlbefinden steigern.

Fallbeispiel: Der digitale Detox für den Kleiderschrank

Die deutsche YouTuberin Marie Johnson, die mit ihrem Kanal über 531.000 Abonnenten erreicht, zeigt eindrucksvoll, wie eng psychisches Wohlbefinden und Konsumverhalten verknüpft sind. In ihren Videos demonstriert sie, wie das gezielte Entfolgen von Fast-Fashion-Influencern und das bewusste Kuratieren des eigenen Instagram-Feeds mit inspirierenden, nachhaltigen Kreativen zu mehr Zufriedenheit und weniger Kaufdruck führt. Ihr Format ‚#lichtauskopfan‘ widmet sich gezielt tiefgehenden Themen der Achtsamkeit im Kontext von Mode und Konsum und beweist, dass ein bewussterer digitaler Raum direkt zu einem bewussteren und glücklicheren Leben führen kann.

Letztendlich ist die Hinwendung zu nachhaltiger Mode und bewussten Ritualen ein und dieselbe Bewegung: eine Rückbesinnung auf Qualität, Wertschätzung und die Erkenntnis, dass wahre Schönheit und echter Stil von innen kommen und in Harmonie mit unserer Umwelt stehen.

Indem Sie diese Prinzipien anwenden, verwandeln Sie Ihren Kleiderschrank von einem passiven Lager in ein aktives Werkzeug für mehr Stil, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit. Der erste Schritt ist nicht der schwierigste, sondern der bewussteste: Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Garderobe nicht als Ansammlung von Objekten, sondern als Ausdruck Ihrer Werte zu betrachten.

Häufig gestellte Fragen zu Clean Beauty und nachhaltiger Kosmetik

Was bedeutet das NATRUE-Siegel bei Kosmetik?

NATRUE ist ein internationaler Standard für Natur- und Biokosmetik, der strenge Kriterien für natürliche und biologische Inhaltsstoffe festlegt. Er garantiert, dass Produkte keine synthetischen Duft- oder Farbstoffe, keine Inhaltsstoffe aus der Erdölchemie (wie Paraffine), keine Silikonöle und keine gentechnisch veränderten Inhaltsstoffe enthalten. Das Siegel steht für hohe Qualität und Transparenz.

Welche heimischen Inhaltsstoffe nutzen deutsche Clean-Beauty-Marken?

Beliebte lokale Inhaltsstoffe sind Sanddorn von der Ostsee, der reich an Vitamin C und Antioxidantien ist, beruhigende Kamille aus Thüringen, feuchtigkeitsspendende Extrakte aus der Zuckerrübe und zellschützendes Traubenkernextrakt von Weinbergen an der Mosel. Diese regionalen Wirkstoffe verkürzen Transportwege und unterstützen die lokale Landwirtschaft.

Wie erkenne ich verbotene Inhaltsstoffe auf der INCI-Liste?

Die EU-Kosmetikverordnung verbietet über 1.300 Substanzen. Ein Laie kann diese kaum alle kennen. Achten Sie auf häufig kritisierte Stoffgruppen in der INCI-Liste (Liste der Inhaltsstoffe): Suchen Sie nach Wörtern, die auf „-paraben“ (Konservierungsstoffe), „Phthalate“ (Weichmacher) oder „PEG-“ (Polyethylenglykole, Emulgatoren) enden. Auch vage Begriffe wie „Parfum“ oder „Fragrance“ können synthetische und potenziell allergene Duftstoffe verbergen, wenn sie nicht als natürliche ätherische Öle deklariert sind.

Geschrieben von Anja Schmidt, Anja Schmidt ist eine Reise- und Lifestyle-Bloggerin aus Leipzig, die seit 7 Jahren ihre Erfahrungen rund um nachhaltigen Tourismus und bewussten Konsum teilt. Sie hat sich darauf spezialisiert, authentische Erlebnisse und stilvolle, umweltfreundliche Alternativen abseits des Mainstreams zu entdecken.